„Finanztest“: Banken verlangen teils extrem hohe Dispozinsen

14. September 2010 Aus Von Linda

Deutschlands Banken und Sparkassen verlangen von ihren Kunden laut Stiftung Warentest teils extrem hohe Zinsen für die Kontoüberziehung. Institute wie die Targobank oder die Santander Bank berechneten knapp 17 Prozent bei einer Überziehung im festgelegten Disporahmen, berichtet Stiftung Warentest in der aktuellen Ausgabe ihrer Zeitschrift „Finanztest“. Aber auch viele kleine Sparkassen und Genossenschaftsbanken forderten den Angaben zufolge Zinsen von über 14 Prozent.

„Zweistellige Dispozinsen sind sehr hoch, wenn sonst die Zinsen historisch niedrig sind“, kritisierte „Finanztest“. In der Euro-Zone zahlen Banken, wenn sie sich bei der Europäischen Zentralbank (EZB) Geld zur Finanzierung ihrer Geschäfte leihen, schon seit Monaten einen Zinssatz von 1,0 Prozent.

So niedrig war der Leitzins der Euro-Zone noch nie. Die EZB versucht durch niedrige Zinsen der Wirtschaft in der Krise einen Schub zu geben, weil sparen dadurch weniger attraktiv ist. Der historisch niedrige Leitzins hat auch extrem niedrige Sparzinsen zur Folge. Wer sein Geld auf ein Tagesgeldkonto legt, kann derzeit bei den besten Angeboten mit Zinsen nur knapp über zwei Prozent rechnen.

Noch weit extremer langten einzelne Banken bei Zinsen für Kontoüberziehungen über den festgelegten Disporahmen hinaus zu, berichtete „Finanztest“. Teils gebe es Zinssätze, von über 20 Prozent. Diese grenzten „an Wucher“. Als Beispiel nannte „Finanztest“ die Kreditkonditionen einzelner Genossenschaftsbanken in Nord- und Süddeutschland. Solch hohe Zinsen für die Kontoüberziehungen seien häufig ein Problem gerade für Verbraucher, die ohnehin wenig Geld hätten und deswegen vermehrt ihr Konto überzögen.

Insgesamt sei das Konto von jedem sechsten Bankkunden in Deutschland im Minus, berichtete „Finanztest“ unter Berufung auf Daten der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Für die Untersuchung wertete die Zeitschrift die Dispozinsen von insgesamt 992 Banken und Sparkassen aus und damit fast der Hälfte der 2121 Institute in Deutschland.