Stromkonzerne kassieren eine Milliarde Euro zuviel ab

3. August 2010 Aus Von Linda

Die Stromkonzerne werden ihren Kunden in diesem Jahr einer Studie zufolge rund eine Milliarde Euro zu viel in Rechnung stellen. Die Preise im Stromeinkauf seien zuletzt um 30 bis 40 Prozent gesunken, die Preise für Stromkunden aber im Schnitt um sieben Prozent gestiegen, heißt es in der Untersuchung der Grünen-Bundestagsfraktion. Laut Strombranche steigen die Preise voraussichtlich auch 2011 weiter.

Unter dem Strich sank der Einkaufspreis für Strom laut der Studie seit 2008 um 0,8 Cent pro Kilowattstunde. Diese Ersparnis sei nicht an die Kunden weitergegeben worden. Bei einem jährlichen Stromverbrauch von zuletzt 131 Milliarden Kilowattstunden ergebe sich die Summe von einer Milliarde Euro, die den Verbrauchern im gesamten Jahr 2010 vorenthalten werde.

Die Strompreise waren im Herbst 2008 mit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise abgestürzt. Industriekunden, die ihren Strom mehr oder weniger zu tagesaktuellen Preisen einkaufen, zahlten deutlich niedrigere Preise. Der Strom für private Verbraucher wird dagegen langfristig eingekauft, weshalb sinkende Preise nicht so schnell weitergegeben werden wie an die Industrie.

Grünen-Fraktionsvizechefin Bärbel Höhn kritisierte die Stromwirtschaft und rief die deutschen Verbraucher dazu auf, zu günstigeren Strom-Anbietern zu wechseln. Dann werde „die Weitergabe von Preissenkungen besser funktionieren“.

Der Bundesverband der Elektrizitäts- und Wasserwirtschaft (BDEW) wies die Ergebnisse der Studie zurück. Der Branchenverband verwies auf die steigenden Abgaben für die Förderung erneuerbarer Energien, die den Strompreis nach oben trieben. Zudem verwies der Verband darauf, dass der an private Endverbraucher verkaufte Strom von den Firmen „bis zu drei Jahre“ im Voraus beschafft werde.

Die Strompreise in Deutschland steigen seit zehn Jahren. Nach der Liberalisierung 1998 waren zahlreiche neue Anbieter auf den Markt gekommen. Danach waren die Strompreise zwei Jahre lang gesunken. Dann aber verschwanden viele neue Anbieter vom Markt. Die vier großen Stromkonzerne Eon, RWE, EnBW und Vattenfall teilten die Erzeugung in Deutschland quasi unter sich auf.