Laut Energieagentur fehlen 3500 Kilometer Stromnetz

5. Oktober 2010 Aus Von Linda

Deutschlands Stromnetz muss der Deutschen Energie-Agentur (Dena) zufolge stark ausgebaut werden. Hierzulande fehlten mehrere tausend Kilometer Hochspannungsleitungen, erklärte die Dena. EU-Energiekommissar Günther Oettinger forderte unterdessen, die EU müsse sich an der Finanzierung von Energie-Infrastruktur beteiligen.

Das „Handelsblatt“ berichtet unter Berufung auf eine Dena-Studie, es fehlten rund 3500 Kilometer neue Hochspannungsleitungen. Dafür seien Investitionen von etwa sechs Milliarden Euro nötig. Die Dena bestätigte „die wesentlichen Inhalte und Größenordnungen“ der Angaben in der Zeitung. Die Studie sei allerdings noch nicht fertig. Die Dena berät die Bundesregierung in Energiefragen.

Die deutschen Stromnetze müssen vor allem für den Transport erneuerbarer Energien wie Wind- und Sonnenkraft erweitert und umgebaut werden. Die Dena-Studie geht dabei von der „vollständigen Integration der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien von circa 35 Prozent bis 2020/25“ aus. Notwendig sind Netze, die besser auf die schwankende Verfügbarkeit reagieren, etwa wenn gerade kein Wind oder besonders viel Wind weht. Hinzu kommt, dass der Strom aus Windkraft von den Windparks an der See oder vor der Küste zu den Verbrauchern ins Binnenland transportiert werden muss.

Nach Ansicht der Grünen übertreibt die Studie aber den Bedarf. „3500 Kilometer Stromleitungsneubau sind nicht nötig“, erklärte der energiepolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Hans-Josef Fell. Er verwies unter anderem auf die Möglichkeiten eines dezentralen Ausbaus der Energiestruktur, zum Beispiel durch kleine private Windkraftanlagen auch in Süddeutschland.

EU-Energiekommissar Oettinger forderte eine regelmäßige Hilfe für Energie-Infrastruktur aus dem EU-Haushalt. „Wir brauchen 800 Millionen Euro im Jahr für die Co-Finanzierung“, sagte Oettinger der „Financial Times Deutschland“. Viele Projekte im öffentlichen Interesse würden sich sonst nicht rechnen.

Oettinger will zugunsten der Energie-Infrastruktur auch einen Vorrang des öffentlichen Interesses im Planungsrecht. Dann könnten viele Projekte schneller verwirklicht werden, sagte er der „FTD“. Als Beispiel für die jetzigen Umstände verwies der Energiekommissar auf den Bau einer Stromleitung zwischen Halle und Schweinfurt. Dabei seien für 100 Kilometer 100 Genehmigungen nötig.