EC–Karten–Netzbetreiber verkauft Bewegungsprofile von Kunden

14. Oktober 2010 Aus Von Linda

Die Bankdaten von Millionen Verbrauchern in Deutschland sollen nach Recherchen von NDR Info systematisch für Kundenanalysen verwendet und Handelsunternehmen zum Kauf angeboten worden sein. Nach Informationen des Radioprogramms bietet ein Tochterunternehmen von Deutschlands größtem EC-Netzbetreiber Easycash den Abgleich von Kontonummern, die beim Einsatz von EC-Karten in Supermärkten oder Tankstellen gespeichert wurden, mit den Daten von Kunden- und Rabattkarten an. Die Daten könnten ohne Wissen oder Einverständnis der Nutzer umfangreich und direkt auf die einzelnen Kunden bezogen ausgewertet werden.

Verantwortlich für den Abgleich ist den NDR-Recherchen zufolge die Easycash-Tochter Easycash Loyalty Solutions in Hamburg, die nach eigener Aussage etwa 14 Millionen Kundenkarten von Handelsfirmen betreut. In einer Präsentation, die NDR Info vorliegt, wirbt Easycash Loyalty Solutions mit mindestens zehn Auswertungsformen. Es sei möglich, zu ermitteln, welcher Kunde was wann und wo einkaufe. Außerdem erstelle Easycash Loyalty Solutions Bewegungsprofile und ermittle die „Kundenqualität“ und den „Ausschöpfungsgrad“ der Kunden. Für Datensätze mit je tausend EC-Kartenkunden sollen Handelsunternehmen demnach bis zu 5000 Euro zahlen.

Während Easycash laut NDR Kontodaten aus EC-Zahlungen dauerhaft speichert, verfügt Easycash Loyalty Solutions durch die Kundenkartenanträge neben der Bankverbindung auch über zahlreiche weitere Angaben wie Name, Anschrift, Beruf und Geburtsdatum. Easycash Loyalty Solutions suche beim Abgleich der EC-Kartendaten und der Kundenkartendaten identische Kontonummern. Würden sie gefunden, könne das Unternehmen das Einkaufsverhalten der Kunden anhand ihrer EC-Karten in weiten Bereichen des Handels genau verfolgen und entsprechende Datensätze erstellen.

Der Hamburger Landesdatenschutzbeauftragte Johannes Caspar sprach von einer „neuen Dimension“. „Die Kunden werden so zu gläsernen Verbrauchern, deren Daten ausgewertet werden, ohne dass sie es erfahren.“ Caspar kündigte eine sofortige und umfassende Untersuchung an.

Weder Easycash Loyalty Solutions noch Easycash selbst waren gegenüber NDR Info zu einer Stellungnahme bereit. Easycash war nach einem Bericht des Senders bereits Ende September in die Schlagzeilen geraten, weil das Unternehmen Daten von 50 Millionen EC-Karten dauerhaft gespeichert haben soll, um Aussagen über die Zahlungsfähigkeit der Kartenbesitzer machen zu können.