Die dritte Dimension soll die Wohnzimmer erobern

30. August 2010 Aus Von Linda

Der Blockbuster von Starregisseur James Cameron war die beste Werbung. Seit „Avatar“ in die Kinos gekommen ist, wissen Filmfans, dass dreidimensionale Filme mittlerweile eine atemberaubende Qualität haben. Nun soll die dritte Dimension die Wohnzimmer erobern: Zur Internationalen Funkausstellung (IFA), die dieses Jahr zum 50. Mal stattfindet, trumpfen die Elektronikhersteller auf und bringen gleich dutzende neue, 3D-fähige Fernseher auf die Messe nach Berlin. Das Interesse ist groß, doch die Technik ist noch teuer und funktioniert nicht immer einwandfrei.

Wer die Messehallen unter dem Berliner Funkturm betritt, wird die Krise nicht mehr spüren: Die IFA 2010 ist komplett ausgebucht, die Veranstalter mussten sogar noch eine zusätzliche temporäre Halle bauen. Die Hersteller präsentieren auf der Messe ihre neuesten Computer und Smartphones, intelligente Waschmaschinen und Kühlschränke. Vor allem setzen sie aber auf 3D – im Fernseher, auf dem Computer und in der Spielkonsole.

Die ersten 3D-Fernseher sind in Deutschland schon seit März auf dem Markt. Seitdem kauften die Kunden rund 40.000 dieser Geräte, rund 100.000 werden es bis Jahresende sein, schätzt der Hightech-Verband Bitkom. Das ist zwar nur ein verschwindend geringer Anteil an den Verkäufen von Fernsehern insgesamt, denn insgesamt sollen dieses Jahr 9,6 Millionen Flachbild-Geräte hierzulande über den Ladentisch gehen. Doch die Branche hofft, dass die 3D-Verkaufszahlen weltweit von sechs Millionen Fernsehern in diesem Jahr auf zehn Millionen im kommenden Jahr und sogar 25 Millionen Geräte 2012 steigen werden.

Zunächst werden es vor allem die Technik-Freaks sein, die sich 3D nach Hause holen, denn die Preise sind noch hoch. Geben die Deutschen für einen Flachbild-Fernseher derzeit im Schnitt 680 Euro aus, müssen sie für ein dreidimensionales Gerät 2000 Euro hinblättern. Sinken werden die Preise voraussichtlich im nächsten Jahr.

Notwendig sind für den 3D-Genuss zudem spezielle Brillen, die pro Stück nochmals um die 100 Euro kosten. Das macht den 3D-Heimkino-Abend mit Freunden zu einer unerschwinglichen Veranstaltung. Dies gilt umso mehr, als die TV-Geräte bislang noch nur mit den Brillen der jeweils eigenen Marke funktionieren. Immerhin soll demnächst eine Universalbrille des 3D-Spezialisten Xpand erhältlich sein.

Doch nicht nur die Preise, auch die Technik an sich ist für den breiten Massenmarkt noch nicht ganz bereit. Die Hightech-Zeitschrift „c’t“ etwa bemängelt in ihrer aktuellen Ausgabe, einige Brillen erzeugten ein Flimmern, sobald der Zuschauer nicht gerade auf den Fernseher blickt – Lümmeln auf dem Sofa vor dem Fernseher ist damit tabu. Und einige Fernseher müssen sich demnach erst einmal warmlaufen, bevor die 3D-Bilder richtig aussehen – und nicht schemenhafte Geister über den Bildschirm huschen.

Das größte Problem dessen, was die Zukunft des Fernsehens sein soll, ist aber noch ein anderes: Auch für den besten 3D-Fernseher gibt es bislang kaum Inhalte, die er anzeigen könnte. Die Auswahl an 3D-Filmen auf Blu-Ray-Discs, dem DVD-Nachfolger, ist gering. Zudem sind auch 3D-fähige Blu-Ray-Player derzeit noch teuer. 3D-Fernsehen gibt es bislang nicht. Immerhin will die Deutsche Telekom ab September für die Kunden ihres Internetfernsehens Entertain einen 3D-Kanal anbieten. Dort sollen dann ausgewählte Kinofilme und vor allem Sport zu sehen sein.

Auch dreidimensionale Spiele für Computer und Konsolen gibt es bislang nur wenige, und die Spielefans sind oft noch nicht bereit, den notwendigen Aufpreis zu zahlen, wie sich gerade wieder auf der Spielemesse Gamescom in Köln zeigte. Einige 3D-Fernseher bieten angesichts dieses Mangels an Inhalten an, klassische zweidimensionale Film- und Fernsehenbildern in 3D umzuwandeln – doch das funktioniert laut „c’t“ nur selten zufriedenstellend und dürfte somit nicht viel mehr als eine Spielerei bleiben.